Knorpel-Knochen-Verletzungen / Osteochondrosis dissecans

Unter einer Osteochondrosis dissecans (kurz:“OD“) versteht man eine Erkrankung bei der es aus bisher nicht vollständig geklärter Ursache zum Absterben des Knochens direkt unter dem Gelenkknorpel kommt. Häufig sind hiervon sehr jungen Patienten und insbesondere auch Kinder betroffen. Als Ursache werden unter anderem Vitamin D Mangel, Durchblutungsstörung und wiederkehrende Unknickverletzungen vermutet. Da der Gelenkknorpel selbst nicht durchblutet ist, ist er auf den darunter liegenden Knochen angewiesen und geht daher bei einem weiteren Fortschreiten der Erkrankung ebenfalls zugrunde. Schließlich löst sich der abgestorbene Bereich aus seinem „Bett“ und kann als freie „Gelenkmaus“ zu schmerzhaften Einklemmungen und Blockierungen führen. Die Folge sind Defekte in der Gelenkfläche die nicht nur den Knorpel sondern auch den darunter liegenden Knochen betreffen. Klassische Verfahren zur Knorpelregeneration wie die Mikrofrakturierung oder Knorpelzelltransplantation sind zur Auffüllung dieser Defekte daher nicht geeignet, da sie eine intakte knöchernen Basis benötigen.

Röntgenbilder zeigen diese Erkrankung erst in sehr späten Stadien daher ist das MRT der Goldstandart zur Diagnosestellung. Der Verlauf der Erkrankung ist stadienhaft und erfordert daher in jedem Stadium eine angepasste Therapie:

Zu Beginn zeigt sich im MRT lediglich eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Knochen. Insbesondere bei Kindern kann es hier unter ausreichender Schonung und Ausgleich eines eventuell bestehenden Vitamin D Mangels zu einer spontanen Ausheilung kommen. In diesem Stadium sind neben der Vermeidung von Überlastungen lediglich regelmäßige Kontrollen erforderlich.

In weiteren Verlauf kapselt sich die Flüssigkeitsansammlung im Knochen ab während der Knorpel noch unversehrt ist. Im Rahmen einer Gelenksspiegelung zeigt sich dieser lediglich etwas weicher als der umgebende gesunde Knorpel. In dieser Situation ist eine spontane Ausheilung nicht mehr zu erwarten.

Im Rahmen einer Gelenkspiegelung kann versucht werden durch die Durchblutung durch die Anbohrung des Knochens mit dünnen Drähten wieder in Gang zu bringen. Alternativ kann auch eine Stoßwellenbehandlung erwogen werden.

Schreitet die Erkrankung weiter fort bricht der Knorpel schließlich ein. Bei sehr jungen Patienten kann in dieser Situation versucht werden das abgelöste Knorpel-Knochenstück mit Hilfe kleiner Schrauben oder resorbierbarer Stiften wieder zu fixieren und ggf. mit eigenem, gesundem Knochen zu unterfüttern. Bei ausgedehnteren Befunden oder bei älteren Patienten ist dies zum Teil nicht möglich so dass die losen Anteile entfernt werden. Hierdurch kann bereits häufig eine Beschwerdefreiheit erzielt werden, so dass keine weiteren Eingriffe erforderlich sind.

Im Endstadium der Erkrankung löst sich das abgestorbene Knorpelknochenstück aus seinem Bett und bildet einen freien Gelenkkörper. Hier stehen häufig stechende Schmerzen und Blockierungen im Vordergrund. Auch in dieser Situation wird eine Gelenkspiegelung durchgeführt und das Fragment entfernt.

In einigen Fällen liegt der Defekt der Gelenkfläche so ungünstig dass eine alleinige Entfernung der lockeren Anteile keine Beschwerdefreiheit bringt. In diesen ausgesuchten Fällen besteht die Möglichkeit einen Knorpel-Knochen-Zylinder in den Defekt einzusetzen der im Rahmen einer Gelenkspiegelung aus dem Kniegelenk des Patienten entnommen wird (Knorpel-Knochen-Transplantation). Der Durchmesser des Zylinders wird hierbei so gewählt dass er sich ohne weitere Fixierung im aufzufüllenden Defekt verblockt. Seitens des Kniegelenkes bestehen nach dem Eingriff in der Regel keine weiteren Einschränkungen. Alternativ hierzu ist es möglich den Defekt lediglich mit Knochen aufzufüllen und dann mit einer speziellen Kollagenmembran bzw. mit angezüchteten Korpelzellen abzudecken. Hierdurch kann ein Eingriff am Kniegelenk vermieden.