Knorpel

Der Knorpel bildet die Gleitschicht des Gelenkes und überzieht die Gelenkflächen von Ober- und Unterschenkel wie ein Lack. Da der Knorpel selbst über keine Blutversorgung verfügt, ist er auf die Ernährung durch den darunterliegenden (subchondralen) Knochen und die Ihn benetzende Gelenkflüssigkeit angewiesen.

Im Laufe des Lebens kann der Knorpel durch Überlastung, akute Verletzungen, Instabilitäten aber auch biologische Faktoren wie Durchblutungsstörungen des Knochens und chronisch entzündliche Erkrankungen geschädigt werden. Den großflächigen Verlust des Knorpels mit daraus resultierenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bezeichnet man als Arthrose.

Knorpelglättung

Bei lediglich oberflächlichen Knorpelschäden werden im Rahmen einer Knorpelglättung lockere Knorpelanteile entfernt und somit verhindert, dass sich dieses Lösen und ähnlich wie Sand im Getriebe zu einer Reizung des Kniegelenkes oder sogar zu Blockierungen führen können.

Dies ist arthroskopisch, also durch eine Gelenkspiegelung möglich. Eine längere Entlastung oder Ruhigstellung des Kniegelenkes ist nach der Operation nicht erforderlich.

Mikrofrakturierung und Nanobohrung

Kleine, scharfbegrenzte, tiefergehende Defekt des Knorpels können durch einen sogenannten Mikrofrakturierung oder auch Nanobohrungen gedeckt werden. Hierbei werden zunächst alle losen Knorpelbestandteile entfernt und ein klar begrenzter Defekt geschaffen. Anschließend wird der freiliegende Knochen mit kleinen Meißeln oder Bohrern punktuell eröffnet.

Das aus dem Knochenmark austretende Blut ist reich an Stammzellen (Zellen die die Fähigkeit besitzen sich je nach Bedarf in unterschiedliche, spezialisierte Gewebezellen zu verwandeln) und füllt den Defekt zunächst mit einem Blutklumpen (Koagel) auf. Durch den Kontakt mit der Gelenkflüssigkeit und die im Gelenk herrschenden Scher- und Druckbelastungen wandelt sich dieses Blutkoagel in Ersatzknorpel (Faserknorpel) um und füllt den Defekt so auf. Dieser Eingriff erfolgt minimalinvasiv im Rahmen einer Gelenkspiegelung. Zum Schutz des sich neu bildenden Knorpels ist eine Entlastung für 6 Wochen mit einer anschließenden langsamen Belastungssteigerung erforderlich.

Ergebnis 6 Wochen nach Mikrofrakturierung
Ergebnis 6 Wochen nach Mikrofrakturierung
Technik der Mikrofrakturierung
Technik der Mikrofrakturierung

Refixation von traumatischen Knorpel-Knochenverletzungen

Bei Unfällen können Bruchstücke aus der Gelenkfläche herausbrechen. In diesen Fällen besteht die Möglichkeit diese Bruchstücke wieder in den entstandenen Defekt einzupassen und mittels resorbierbarer Implantate zu refixieren. Langfristige Schäden für das Gelenk können somit so weit als möglich verhindert werden. Dies ist umso entscheidender als häufig Jugendliche und Kinder von diesen Verletzungen betroffen sind.

Ausbruch eines Knorpelstückes aus der Kniescheibe
Ausbruch eines Knorpelstückes aus der Kniescheibe
Refixation des Knorpelstückes
Situation nach Refixation des Knorpelstückes mittels resorbierbarer Nägel

Autologe Matrix induzierte Chondrogenese (AMIC)

Ist der Defekt für eine alleinige Mikrofrakturierung (siehe oben) zu groß kann er zusätzlich mittels eine resorbierbaren (sich selbst auflösend) Vlies (Gewebe) aus Kollagen abgedeckt werden das in den Defekt eingenäht wird. Auch gelartige Produkte sind hierfür verfügbar. Hierdurch kann das Blut nicht so leicht aus dem Defekt gespült werden, sodass es zu einer stabileren Knorpeldeckung kommt. Dieses Verfahren wird als AMIC (Autologe Matrix Induzierte Chondrogenese) bezeichnet. Je nach Lage und Größe des Defektes kann dieses Verfahren arthroskopisch (im Rahmen einer Gelenkspiegelung) oder offen angewendet werden. Wie bei allen knorpelregenerativen Verfahren ist auch hier eine 6-wöchige Entlastung nach dem Eingriff erforderlich.

Technik der Autologen Matrixinduzierten Chondrogenese
Technik der Autologen Matrixinduzierten Chondrogenese

Offene und arthroskopische autologe Knorpelzelltransplantation (MACT)

Bei sehr ausgedehnten Knorpeldefekten kann eine Knorpelzelltransplantation erforderlich sein. Hierfür werden im Rahmen einer Kniegelenksspiegelung aus nicht belasteten Bereichen Knorpelzellen entnommen die im Labor über mehrere Wochen zu einem Knorpeltransplantat vermehrt werden. In einem zweiten Eingriff wird das Transplantat schließlich in den Defekt eingebracht. Abhängig von der Lokalisation des Defektes kann dies arthroskopisch (im Rahmen einer Gelenkspiegelung) oder offen erfolgen. Die Empfindlichkeit des Transplantates macht eine 6-wöchige Entlastung mit anschließendem langsamen Belastungsaufbau erforderlich.

Transplantat zur Knorpelzelltransplantation
Transplantat zur Knorpelzelltransplantation
Ergebnis 1 Jahr nach Knorpelzelltransplantation
Ergebnis 1 Jahr nach Knorpelzelltransplantation

Versorgung von Osteochondralen Defekten mittels Knorpel-Knochentransfer (OATS)

Tiefgreifende Schäden die nicht nur den Knorpel sondern auch den darunterliegenden Knorpel betreffen, sind den bereits beschriebenen Techniken nicht zugänglich und bedürfen ein besonderen Versorgungstechnik. Hierfür werden mittels einer Stanzen aus nicht belasteten Bereichen des Gelenkes Knorpel-Knochen Zylinder entnommen die durch ihre optimale Passform implantatfrei in den Defekt eingesetzt werden können.

Technik des Knorpel-Knochen-Transfers
Technik des Knorpel-Knochen-Transfers